Zwischen Mittelalter, starken Frauen und der Frage nach dem Glauben – ein neues Leben für den Altar in St. Katharinen

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Jahrhunderte, Epochen und Generationen hat der Altar im Chor der St. Katharinenkirche erlebt. Seit 549 Jahren erzählen Gemälde, Skulpturen und Reliefs Geschichten aus dem Leben Jesu und dem der Heiligen Katharina.

 

Als Jungfrau, die ihr Leben selbst voll und ganz Christus geweiht hat, wurde Katharina im 4. Jahrhundert in Alexandrien durch Kaiser Maxentius zum Tod verurteilt, weil sie sich weigerte, den von ihm errichteten Kaiserkult zu huldigen – so erzählt es eine alte Legende. Unbeirrt trat sie ihm entgegen und versuchte, ihn vom christlichen Glauben zu überzeugen. Mutig und entschlossen stellte sich Katharina dem Disput mit seinen Gelehrten und bekehrte 50 kaisertreue Philosophen und selbst die Kaiserin, die daraufhin alle sterben mussten. Im Verlies erhielt Katharina Beistand durch Engel und durch Christus selbst, die ihren Glauben weiter stärkten. Die Herrschaft des Kaisers führte letztendlich doch zur Enthauptung Katharinas. Aus ihren Wunden floss Milch statt Blut – ein Zeichen für ihre Heiligkeit.

Katharina wurde eine der wichtigsten Heiligenfiguren der Kirche, und wenn sich auch die historisch belegbaren Spuren einer tatsächlichen Frau im Dunkel verlieren, so wurde sie doch Inbegriff von Standhaftigkeit, für den Mut, die eigene Haltung zu bezeugen und an ihr festzuhalten, und zwar nicht stur, sondern im einfühlsamen Gespräch, das ihre jeweiligen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner zu tiefer Überzeugung und zum Glauben führen konnte. So finden wir sie weltweit als Glaubenszeugin in Kirchen, sie wurde Schutzpatronin nicht nur der Philosophen, sondern der Mädchen und Ehefrauen, der Theologen, Studierenden, der Menschen mit Kopfschmerzen, der Anwälte, Bibliotheken und Krankenhäuser. Und ihr Gebet soll helfen, Ertrunkene zu finden. Dargestellt wird sie häufig mit einem großen Rad, denn sie sollte den grausamen Tod des Räderns erleiden – dieses Rad soll aber kaputt gegangen sein und selbst ihre Henker erschlagen haben. Katharina wurde schließlich geköpft, deshalb findet man sie auch mit einem Schwert dargestellt, so auch auf dem Altar in unserer Kirche.

Alles nur geklaut?

Doch wie genau stimmt diese Geschichte? Und in welcher Beziehung steht sie zu der Geschichte der Mathematikerin Hypatia, die wenige Jahre später dasselbe Schicksal erlitt, aber unter umgekehrten Vorzeichen? Im inzwischen christlichen Alexandrien hatte sie sich geweigert, dem christlichen Glauben beizutreten und wurde schließlich für ihre Standhaftigkeit geköpft.

321 Gesichter, die viel zu erzählen haben

In kunstvoll ausgearbeiteten Reliefs und Bildern sind diese Geschichten sowie Bibelgeschichten dargestellt – für heutige, am Diskurs interessierte Menschen ist dabei höchst interessant, wie hier Propheten und Engel, Christus, zwei zertretene Könige, Tote und Auferstandene, Henker und andächtige Menschen, zweimal die Seele selbst und der bittere Tod dargestellt sind. 321 höchst unterschiedliche Gesichter haben wir gezählt – jedes von ihnen erzählt eine persönliche Glaubensgeschichte, ein höchst vielfältiges Gesamtbild einer Gesellschaft auf der Suche.

Spuren der Zeit

1474 fertiggestellt, überdauerte dieser kostbare Altar, der neben dem Leben der Katharina auch vom Leben der Heiligen Amalberga erzählt, vom Ende des Mittelalters bis heute Zeit, Kriege, Witterung und mehrere teils schadhafte Restaurierungen. Die Zeit hat Spuren hinterlassen. Farben sind abgeplatzt, gerissen und verblichen, eine Figur sowie ein Gesicht von Maria und ein Kopf der Katharina fehlen ganz – Besuchern und Fachleuten zeigt sich ein sorgenvolles Bild.

Wie bewahrt und pflegt man das historische Material?

Ein aktuelles restauratorisches Gutachten zeigt: Um den Altar, seine Geschichte, seine Verbindung zur Kirche, der Stadt und den Menschen zu bewahren, ist jetzt eine umfassende Restaurierung notwendig.

Auf dem Weg zu einem neuen Leben

Vorbereitende Arbeiten, die Beantragung von Fördergeldern und ein Spendenaufruf beginnen jetzt. Der hoffnungsvolle Plan der Gemeinde ist, dass im Jahr 2024 – 550 Jahre nach der ersten Fertigstellung – der Altar saniert sein wird. Gemeinsam wollen wir dafür sorgen, dass auch nächste Generationen, Epochen und Jahrhunderte die Faszination dieses Altars erleben können.

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Um den Altar, seine Geschichte, die Verbindung zur Kirche, der Stadt und den Menschen zu bewahren, ist jetzt eine umfassende Restaurierung notwendig.

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